„ Wenn du etwas wagst wächst dein Mut. Wenn du Zögerst deine Angst (Gandhi)“

Gichterkrankung und Fastenkur
Gichterkrankung – Purinarme Kost gegen Schmerzen
Früher galt Gicht als eine Erkrankung der Reichen und Adeligen. Durch zunehmenden Wohlstand und ungünstige Ernährungsweisen ist sie heute in allen Bevölkerungsschichten verbreitet. Wenn Betroffene sich überwiegend vegetarisch ernähren und kaum Alkohol trinken, lassen sich schmerzhafte Gichtanfälle vermeiden.
Gicht ist eine Erkrankung, die schon seit Jahrtausenden bekannt ist. Selbst der Dinosaurier Tyrannosaurus rex litt vermutlich an der schmerzhaften Stoffwechselerkrankung. Kürzlich entdeckten Forscher des amerikanischen Arthritis-Zentrums Youngstown Harnsäureablagerungen in den Fingergelenken von drei Dinosaurierskeletten. Die fleischreiche Nahrung dieser Dinosaurierart gilt, wie beim Menschen auch, als Auslöser der Erkrankung. In den Not- und Hungerjahren des ersten und zweiten Weltkrieges war das Krankheitsbild der Gicht so gut wie verschwunden. Dies änderte sich jedoch in den 60er Jahren mit dem zunehmenden Wohlstand der Bevölkerung. Gicht entwickelte sich zu einer Krankheit der breiten Masse. Zu Beginn der 70er Jahre erkrankten 20-mal so viel Menschen an Gicht als noch 30 Jahre zuvor. Heutzutage leiden etwa zwei Prozent der Bevölkerung an erhöhten Harnsäurewerten, wobei Männer ungefähr zehnmal häufiger betroffen sind als Frauen. Generell nimmt die Häufigkeit im Alter zu. So hatten bereits drei Prozent aller 65-jährigen Männer einen Gichtanfall.
Gicht kommt selten allein
Bei den meisten Gichtpatienten liegt eine erbliche Veranlagung zugrunde. Dennoch sind es verschiedene äußere Faktoren, die die Stoffwechselstörung zum Ausbruch bringen. Hierzu zählen im Wesentlichen eine zu energiereiche Ernährung sowie ein hoher Fleisch- und Alkoholkonsum. Aber auch körperliche Anstrengung, die Einnahme von Medikamenten, Blutverlust oder Fastenkuren sind als Auslöser bekannt. In der Regel tritt Gicht zusammen mit anderen Erkrankungen auf. Oftmals leiden die Betroffenen zusätzlich an einer Fettstoffwechselstörung, Diabetes mellitus oder Hypertonie. Viele der Gichtpatienten sind zudem übergewichtig.
Bei Gichtkranken ist in der Regel die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren gestört, so dass sich die Säure im Blut anstaut. Ziel der Behandlung ist es daher, den Harnsäurespiegel im Blut langfristig zu senken. Mit einer purinarmen Ernährung und entsprechenden Medikamenten lassen sich erhöhte Harnsäurewerte gut in den Griff bekommen. Hält der Patient die Diät ein, kann er die harnsäuresenkenden Medikamente einsparen oder ganz absetzen.
Weniger Purine mit der Nahrung aufnehmen
Um die erhöhten Harnsäurewerte zu senken, ist es erforderlich, die mit der Nahrung aufgenommene Menge an Purinen einzuschränken. Da Purine in den Zellkernen vorkommen, sind alle Lebensmittel, die viele Zellen enthalten, purinreich. Dazu zählen vor allem Innereien wie Bries, Nieren und Leber sowie Muskelfleisch und Wurst. Von welchem Tier das Fleisch stammt, hat kaum einen Einfluss auf den Puringehalt. Relativ viel Purine verbergen sich in der Haut von Geflügel und Fisch sowie in der Schwarte vom Schwein. Auch einige Fischsorten wie Hering, Sprotten, Sardellen oder Lachs und Meerestiere wie Hummer und Miesmuscheln sind purinreich. Zur Senkung des Harnsäurespiegels ist es daher sinnvoll, den Konsum dieser Lebensmittel zu reduzieren bzw. ganz einzustellen.
Für Betroffene ist eine ovo-lakto-vegetarische Ernährung, die zwar Eier und Milch, aber kein Fleisch enthält, oder die Vollwert-Ernährung ideal. Aber auch hier gibt es Einschränkungen: Denn einige pflanzliche Lebensmittel enthalten ebenfalls größere Mengen an Purinen. Vor allem Hülsenfrüchte wie Bohnen, Sojabohnen und Erbsen und daraus hergestellte Produkte sollten Gichtkranke meiden. Verschiedene Gemüsesorten wie Blumenkohl, Spinat oder Brokkoli sowie Pilze liefern zwar weniger Purine als tierische Lebensmittel. Da sie jedoch in größeren Mengen gegessen werden, sollten sie ebenfalls eingeschränkt werden. Purinfrei sind beispielsweise Stärke, Milch, Milchprodukte, Fette und Öle, Honig, Kürbis und einige Obstsorten. Da es für die Betroffenen praktischer ist, wird der Puringehalt in den Lebensmitteltabellen gleich in Harnsäure angegeben.
Gicht im Überblick
Gicht, auch als Hyperurikämie bezeichnet, ist eine Störung des Purinstoffwechsels. Purine sind Bestandteile der Zellkerne. Sie werden sowohl vom Körper selbst gebildet als auch mit der Nahrung zugeführt. Der menschliche Organismus produziert etwa 300-400 Milligramm Purin pro Tag; mit der Nahrung kommen täglich zwischen 300 und 600 Milligramm dazu. Im Stoffwechsel werden die Purine zu Harnsäure abgebaut. Diese wird überwiegend über die Nieren und zum Teil mit dem Stuhl ausgeschieden. Bei Gichtkranken ist in der Regel die Ausscheidung der Harnsäure gestört, und die Säure sammelt sich im Blut an. Steigen die Werte auf über 6,5 Milligramm Harnsäure pro Deziliter Blutserum an, kann die Säure als Natriumuretat auskristallisieren. Die Kristalle lagern sich überwiegend in den Gelenken, teilweise aber auch in den Nieren ab. Bei der so genannten Gichtarthritis schwellen die Gelenke an - bevorzugt am großen Zeh - und sind extrem empfindlich gegenüber Berührungen. Treten die Gichtanfälle häufig und in kurzen Abständen auf, kommt es zu Schäden an Knorpel und Knochen, und die Beweglichkeit ist stark eingeschränkt. Ist die Niere von Ablagerungen betroffen, können Harnsäuresteine langfristig zu Nierenversagen und Bluthochdruck führen. Nur in seltenen Fällen bereiten die Harnsäurekristalle an anderen Knochen oder Weichteilen wie den Ohrläppchen Probleme.
Kochen ist besser als Braten
Der Puringehalt von Lebensmitteln wird durch die Lagerung, Zubereitung und Verarbeitung der Lebensmittel beeinflusst. Die in den Tabellen angegebenen Harnsäuremengen stellen daher nur Durchschnittswerte dar. So erhöhen gelagertes Fleisch und gelagerter Fisch den Harnsäurespiegel im Blut stärker als frische Ware. Denn während der Lagerung wird ein Teil der purinhaltigen Verbindungen abgebaut. Die dabei entstehenden niedermolekularen Verbindungen werden vom Darm leichter aufgenommen und erhöhen die Harnsäurekonzentration im Blut daher stärker. Generell ist das Kochen von Lebensmitteln günstiger als das Braten, da beim Kochen ein Teil der Purine ins Kochwasser übergeht. Der Puringehalt kann sich dadurch um etwa 10 bis 20 Prozent verringern. Dies gilt aber nur, wenn das Kochwasser nicht zur Speisenzubereitung mitverwendet wird. Die Purinaufnahme lässt sich zudem reduzieren, wenn bei Fisch und Geflügel die Haut entfernt wird.
Neuere Analysemethoden haben ergeben, dass die verschiedenen Purinverbindungen den Harnsäurespiegel unterschiedlich stark beeinflussen. Dies hat allerdings keinerlei Konsequenzen für die Ernährungsempfehlungen, da in den einzelnen Lebensmitteln stets verschiedene purinhaltige Verbindungen vorkommen. Viel bedeutsamer ist es, den Puringehalt der jeweiligen Portionsgröße zu berücksichtigen. Trockener Fleischextrakt beispielsweise enthält zwar reichlich Purine, da er aber nur in geringen Mengen ins Essen kommt, spielt er für die Harnsäurewerte keine Rolle.
Bei hohen Werten ist Alkohol tabu
Alkohol lässt den Harnsäurespiegel im Blut ebenfalls ansteigen. Daher sollten Gichtkranke ihre Alkoholzufuhr einschränken. Alkohol hemmt die Harnsäureausscheidung und erhöht somit die Harnsäurekonzentration. Bei Bier kommt erschwerend hinzu, dass es beträchtliche Mengen an Purinen enthält. Alkoholfreies Bier weist zwar etwa gleich viele Purine auf wie normales Bier, hat aber kaum Alkohol und ist daher für Gichtpatienten günstiger. Beim Wein ist es genau umgekehrt: Er enthält zwar keine Purine, hat aber dafür einen höheren Alkoholgehalt als Bier. Früher wurde Gichtpatienten in der Regel schwarzer Tee, Kaffee und Kakao verboten. Heute ist bekannt, dass die Getränke zwar Purine enthalten, sie im Körper jedoch nicht zu Harnsäure abgebaut werden und somit auch den Harnsäurespiegel nicht belasten.
Ernährung bei Gicht
Purinaufnahme verringern: Seltener Fleisch und purinreiche Gemüse, keine Krustentiere und Hülsenfrüchte, nur bestimmte Fischarten essen
Alkoholkonsum einschränken Übergewicht abbauen
Etwa zwei von drei Gichtpatienten sind zu Beginn der Behandlung übergewichtig. Da sich bereits durch die Normalisierung des Körpergewichts die Harnsäurekonzentration im Blut senken lässt, stellt die Gewichtsreduktion einen wichtigen Pfeiler in der Gichttherapie dar. Übergewichtige Patienten sollten versuchen, ihr Gewicht langfristig und allmählich zu reduzieren. Hierzu sind eine kalorienreduzierte Mischkost, eine ovo-lakto-vegetarische Kost oder Vollwert-Ernährung empfehlenswert, bei denen auch die sonstigen Ernährungsempfehlungen für Gicht berücksichtigt werden. Gleichzeitig ist es sinnvoll, die körperliche Aktivität zu steigern. Gichtpatienten sollten zudem sparsam mit Fett umgehen. Denn eine fettreiche Ernährung trägt nicht nur zur Entstehung von Übergewicht bei, sondern fördert auch die Bildung von Ketonkörpern. Diese Verbindungen verringern ebenfalls die Ausscheidung von Harnsäure. Auch beim Fasten bildet der Körper vermehrt Ketonkörper. Gichtpatienten sollten deshalb nicht ohne ärztliche Betreuung fasten, da eventuell die Einnahme von harnsäuresenkenden Mitteln notwendig ist. Eine gut geführte Fastenkur kann ansonsten aber durchaus zur Normalisierung der Harnsäurewerte beitragen.
Purinarm oder streng purinarm?
Je nachdem wie hoch die Harnsäurewerte sind, wird dem Patienten eine purinarme oder eine streng purinarme Kost empfohlen. Bei der purinarmen Diät sollten weniger als 3000 Milligramm Harnsäure pro Woche aufgenommen werden. Dies erreicht der Betroffene, indem er Fleisch, Wurst oder Fisch nur einmal am Tag in Portionen von maximal 100 Gramm isst und täglich nicht mehr als ein Glas Wein oder Bier trinkt. Innereien, purinreiche Fischsorten, Krustentiere, Hülsenfrüchte und größere Mengen Alkohol sind nicht erlaubt. Diese Kost reicht in der Regel aus, um einem Gichtanfall vorzubeugen. Eine streng purinarme Diät ist nur in besonderen Fällen nötig, zum Beispiel wenn der Patient keine harnsäuresenkenden Medikamente einnehmen kann. Bei der strengen Variante sollte der Patient nicht mehr als 300 Milligramm Harnsäure pro Tag (2100 mg/Woche) zuführen. Der Verzehr von Fleisch, Wurst und Fisch ist auf ein- bis zweimal pro Woche und 100 Gramm pro Portion zu beschränken. Tabu sind auch bei dieser Diät Innereien, bestimmte Fischsorten, Krustentiere und Hülsenfrüchte. Zusätzlich sollten die Gichtpatienten im Unterschied zur purinarmen Ernährung Alkohol ganz meiden. Wird die entsprechende Ernährung eingehalten, lässt sich der Harnsäurespiegel effektiv senken. Ob die Patienten zusätzlich harnsäuresenkende Medikamente einnehmen müssen, entscheidet der behandelnde Arzt. In jedem Fall lässt sich durch die oben genannten Maßnahmen die Einnahme der Medikamente reduzieren, oder sie werden sogar überflüssig. Dabei ist die diätetische Behandlung als Dauertherapie zu verstehen, das heißt, die Ernährung sollte lebenslang umgestellt werden. Dies wirkt sich in der Regel auch auf die Begleiterkrankungen günstig aus. Um Gichtanfälle oder Nierensteine zu vermeiden, empfiehlt es sich für Gichtkranke, Exzesse bei der Nahrungs- und Alkoholzufuhr zu vermeiden.